Da schreibt ein Autor Welthits wie „Hamlet“, „Romeo und Julia“ oder „Macbeth – und was macht er am Ende seiner Karriere? Er schreibt den „Sturm“ und das „Wintermärchen“.
Stücke, an denen sich Literaturwissenschaftler bis heute die Zähne ausbeißen. Was sind sie? Komödie? Nicht wirklich. Tragödie? Auch nicht so ganz. Also was dann? Wir brauchen ja einen Oberbegriff. Romanze? Klingt gut, oder? Naja, zumindest nicht ganz so schlecht, wie die Alternativen. Und wir haben einen Begriff...
Aber was macht das Theater daraus? Die, für die Shakespeare es eigentlich schrieb? Wir haben sie verdrängt. „Kaum gespielt“, lautet die ernüchternde Devise der letzten Stücke des meistgespielten Autors auf deutschen Bühnen. Aber warum eigentlich?
Kaum dringt man etwas weiter in das Stück ein, als eine flüchtige Lektüre in der S-Bahn am Hauptbahnhof freitagabends auf dem Weg Richtung Reeperbahn erlaubt, ahnt man, was Shakespeare erwogen haben mag, sich nach diesen Stücken aus dem Theaterleben zurückzuziehen.
Hier ist alles drinnen. Psychologische Charakterführung, wie sie später erst wieder Ibsen entdeckte. Große Romantik neben den Trieben in all ihren Auswüchsen. Leid und Glück direkt nebeneinander und Figuren, die jedem Schauspieler Futter geben.
Sie haben sich auch schon immer gewundert, warum sich bei Shakespeare Figuren immer verlieben, wenn sie sich nur einmal angesehen haben? Er scheinbar auch, denn in seinen letzten Stücken geht er viel differenzierter vor. Da entsteht die Eifersucht eines Leontes langsam und schleichend; wir Zuschauer sehen all die kleinen Dinge, die den Mann langsam, aber unaufhörlich in den Konflikt steuern.
Darin liegt die wahre Größe dieser Stücke, die so wenig beachtet wurden und werden. Vielleicht mag aber auch die (beizeiten) etwas unwillige Übersetzung Doreothea Tiecks daran ihren Grund haben. Die Romantiker selbst konnten anscheinend wenig mit den letzten Stücken anfangen und behandelten sie etwas stiefmütterlich. Ein Ruf, der ihnen bis heute nachhängt – zu Unrecht!
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Leontes, König von Sizilien - Barbara Michaeli
Hermione, seine Gemahlin - Erika Wildgruber
Mamillius, Sohn von Leontes und Hermione - Doris Jankowski
Perdita, Tochter von Leontes und Hermione - Erika Wildgruber
1. Lord - Krista Kniel
2. Lord - Doris Jankowski
Antigonus, vornehmer Sizilianer - Christine Küng
Hofherr - Doris Jankowski
Paulina, Antigonus' Gemahlin - Britta Meiners
Emilia, Kammerfrau der Königin - Christine Küng
Richter - Christine Küng
Kerkermeister - Andrea Speer
Kapitän - Andrea Speer
Polyxenes, König von Böhmen - Andrea Speer
Florizel, sein Sohn - Andrea Speer
Ein alter Schäfer - Britta Meiners
Tölpel, sein Sohn - Christine Küng
Autolycus, ein Spitzbube - Doris Jankowski
Mopsa und Dorcas, Schäferinnen - Barbara Michaeli
Regie: Günter Hagemann
Premiere am 26. November 2016
18 Vorstellungen im Theater Wedel
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